Mehr als fünfhundert Lochs soll es in Schottland geben. Für Unkundige: Lochs sind schottische Seen, entweder mit Süß- oder auch Salzwasser, je nach Lage.
Ein kurzer Exkurs in schottische Landschaftsbezeichnungen?
Loch/Lochan/Lochie = See
Ben = Berg
Glen = Tal
Aber oder Inver = Flussmündung
Dun = Festung
Heute fahren wir zum Loch Lomond, oberflächenmäßig gesehen der größte und für viele der schönste See Schottlands. Er liegt im Nationalpark der Trossachs, wo der edle Bandit Rob Roy sein Unwesen getrieben haben soll.

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Wir hören von Robert, unserem Reiseleiter das Lied „The Bonnie Banks of Loch Lomond“, die heimliche Nationalhymne Schottlands. Ein kurzer Bummel durch das malerische Örtchen Luss beschließt unseren Aufenthalt hier.
Über den Pass mit dem schönen Namen „Rest & Be Thankful“ geht es weiter nach Inveraray.

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Inveraray Castle liegt am Loch Fyne und ist der Stammsitz der Dukes of Argyll, einem Zweig des mächtigen Campbell-Clans, von dem wir heute noch Unrühmliches hören werden.
Besonders interessant ist der Waffensaal, der mit 21 m der höchste Saal Schottlands ist. Alle möglichen Arten von Waffen sind hier ästhetisch angeordnet, sodass man beinahe vergessen kann, wozu sie eigentlich dienten.
Inveraray Castle ist auch Drehort der Serie „Downton Abbey“. Fotos der Darsteller kann man immer wieder in den Räumlichkeiten sehen.
Im weitläufigen Garten entdecken wir den „verfluchten Mühlstein“. Dazu gibt es folgende Geschichte: Im 18. Jahrhundert beschloss der Duke von Argyll, ein neues Schloss zu bauen. Dafür mussten die Häuser des Dorfes Inveraray weichen. Ein besonders streitbarer Müller, der ebenfalls seine Mühle aufgeben musste, ließ daraufhin einen Mühlstein zurück und belegte ihn mit einem Fluch. Sollte jemals ein Mitglied der Familie Campbell ihn berühren, brächte das für sie Unglück. Man kann davon ausgehen, dass der Stein seitdem nie von den Schlossbewohnern angefasst wurde! So liegt das bemooste Relikt noch immer im Garten.
Ein kurzer Abstecher in den hübschen Ort Inveraray lohnt sich auf jeden Fall. Es gibt dort ein altes Gefängnis zu besichtigen.
Unsere Fahrt geht weiter, vorbei am Loch Awe und dem wunderschön gelegenen Kilchurn Castle.Eine besonders malerische alte Steinbrücke ist die Bridge of Orchy. Wir halten für einen kurzen Fotostopp. 

Ebenfalls eine kurze Pause für ein Fotoshooting machen wir im Rannoch Moor. Ich bin beeindruckt von der Einsamkeit in dieser ursprünglichen Landschaft. Man sollte sich allerdings hüten, vom Weg abzuweichen, das könnte böse enden!

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Unser nächstes Ziel ist Glencoe, das Tal, das durch das Massaker am Clan der MacDonalds um 1690 traurige Berühmtheit erlangt hat. Man könnte durchaus sagen, dass eine besondere Atmosphäre über diesem einsamen Einschnitt und den grünen Hügeln liegt. Aber vielleicht ist das auch nur Einbildung. Wir halten kurz inne und singen das wunderschöne Lied, das vom Mord durch den feindlichen Campbell-Clan erzählt. Nachdem die Soldaten des Clans sich zuvor zwei Wochen lang von den MacDonalds bewirten ließen, töteten sie in einer Nacht mehr als dreißig Menschen. Böse Zungen behaupten, dass die MacDonalds sich an der Menschheit durch die Gründung der Fast-Food-Kette rächen!

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Das Tal ist immer wieder Filmdrehort, so auch für den James Bond-Film „Skyfall“.

Es ist schon Abend, als wir endlich das Hotel in Ballachulish am Loch Leven erreichen. Ein imposantes, 200 Jahre altes Gebäude, das mir schon bei unserer ersten Schottland-Reise ins Auge gefallen ist. Damals hätte ich allerdings nicht gedacht, dass ich hier einmal übernachten würde!
Nach dem feudalen Abendessen mit leckerem Sticky-Toffee-Pudding als Dessert werden im Salon von der Hausherrin Kaffee, Tee und Whisky serviert und ein Akkordeonspieler sorgt für musikalische Unterhaltung.
Wir genießen noch den spektakulären Sonnenuntergang über Loch Leven und ziehen uns in den „Blauen Salon“ zurück, um den Tag mit einem gemütlichen Drink zu beschließen.